Anti-Schwarzer Rassismus in Deutschland weit verbreitet Fast 6.000 Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Deutschland nahmen an der Online-Umfrage #Afrozensus teil. Damit liegen nun erstmals umfassende Daten zu ihren Lebensrealitäten, Rassismuserfahrungen und Engagement vor. Die Ergebnisse des #Afrozensus deuten darauf hin, dass Anti-Schwarzer Rassismus (ASR) in Deutschland weit verbreitet und in Institutionen verankert ist. Kriminalisierung, Exotisierung und Sexualisierung sind nur drei der zahlreichen Muster, durch die sich Anti-Schwarzer Rassismus auszeichnet und die viele Befragte erleben. Um Anti-Schwarzen Rassismus im Ansatz zurückzudrängen, ist deshalb ein Fokus auf das Empowerment Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen notwendig. Die Umfrage lief vom 20.Juli bis 06. September 2020. Download: Die 75 Visualisierungen der statistischen Ergebnisse stehen Journalist*innen ab sofort frei zur Verfügung (Sperrfrist beachten). Der Bericht steht ab 30.11. auf https://afrozensus.de zum Download zur Verfügung. Ausgewählte Ergebnisse:
● In Deutschland leben über 1 Million Menschen afrikanischer Herkunft. Bis jetzt gab es über diese Gruppe kaum weitere statistische Angaben. Die Diversität der Gruppe zeigt sich eindeutig bei den Teilnehmenden der Umfrage:
- Sie sind in 144 Ländern geboren. Die meisten davon in Deutschland (2.822 Personen). Danach folgen die USA (111), Nigeria (81) und Ghana (76).
- Drei von zehn Afrozensus-Befragten haben zwei afrikanische/ afrodiasporische Eltern (33,9 %) während sieben von zehn ein afrikanisches/ afrodiasporisches Elternteil hat (66,1 %).
- 1 von 4 der Befragten hat keinen Migrationshintergrund. Diese Gruppe wird in großen Bevölkerungsstudien nicht identifiziert, da hier nur der statistische Migrationshintergrund erhoben wird. Der Afrozensus hat zusätzlich die Selbstpositionierung der Befragten (z. B. Schwarz, afrikanisch und/oder afrodeutsch) erfragt.
- Die meisten Befragten sprechen 3 Sprachen.
● Der Afrozensus validiert und bestätigt Alltagserfahrungen: Anti-Schwarzer Rassismus wirkt spezifisch und ist ein sektorübergreifendes Problem in Deutschland. Insgesamt wurden 14 Lebensbereiche untersucht (z. B. Gesundheit, Bildung, Ämter & Behörden, Wohnungsmarkt etc.). Es gibt keinen Lebensbereich, in dem Diskriminierung und Rassismus keine umfassenden Probleme sind.
● Die Befragten sind überdurchschnittlich engagiert: 46,8 % geben an, ehrenamtlich aktiv zu sein, die meisten davon im Bereich Soziales.
● Verstärkt wurde ASR in den letzten fünf Jahren laut 36,5 % der Befragten durch rassistische Reaktionen auf erhöhte Zuwanderung von geflüchteten Menschen seit 2015 und die damit verbundene Politik (60,4 %), der Aufstieg, die Wahlerfolge und die Parolen der Partei „Alternative für Deutschland” (31,5 %) sowie die Reproduktion von Anti-Schwarzem Rassismus in Medien und Berichterstattung (14,5 %). ● Abgeschwächt wurde ASR in Deutschland in den letzten fünf Jahren laut 36,5 % der Befragten aufgrund der Black Lives Matter-Bewegung, antirassistische Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit (27,4 %) sowie durch Schwarze Medienpräsenz und die sozialen Medien (16,2 %). Hier zeigt sich, dass die Verminderung von Anti-Schwarzem Rassismus zuallererst dem Aktivismus Schwarzer Menschen zugeschrieben wird. |